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25Hours Hotel | Köln | Ortner&Ortner Baukunst

Mit Vorhandenem arbeiten

Urbanes Luxushotel in historischen Baubestand integriert

 

Wie geht man heute mit der Nachkriegsmoderne um? Mit jenen Gebäudekomplexen, die seit den 1950er-Jahren die Stadtbilder bestimmen? Vor allem Architekten treibt diese Frage um, wenn sie vor der Aufgabe stehen, die teils monumentalen Bauten einem neuen Verwendungszweck zuzuführen. Im Gerling Quartier in Köln zeigt das Büro O&O Baukunst Köln anhand der Umgestaltung eines Bürogebäudes der Nachkriegszeit in ein Sternehotel der Gegenwart, wie sich historische Bausubstanz mit zeitgenössischer Architektur verbinden lässt.

 

Wirtschaftswunderarchitektur

Geometrische Grundformen sowie ein homogener Naturstein mit kräftiger, vertikaler Lisenenstruktur prägen Fassaden und Erscheinungsbild des gesamten Gerling-Komplexes im Kölner Friesenviertel. Ausdrucksstarke Deckenreliefs, Glasflächen und Steinböden sowie in einem Goldton gefärbter Stahl sind typisch für die Bauten aus der Zeit des Wirtschaftswunders. Das einstige Areal eines Versicherungskonzerns gilt als eines der größten Baudenkmäler der frühen Nachkriegsgeschichte Deutschlands. auf einer Nutzfläche von circa 75.000 Quadratmetern entstehen seit 2010 hochwertige Wohnungen, modernisierte Büroflächen sowie Hotel- und Gastronomieangebote, die beweisen, dass Bauen im Bestand nicht nur eine Herausforderung ist, sondern auch attraktive gestalterische Möglichkeiten bietet.

 

Der Deal mit dem Alten

Seit April 2015 ist das Büro O&O Baukunst durch die Immofinanz Deutschland GmbH mit der Planung und dem Umbau der denkmalgeschützten Südspange beauftragt. Ziel ist es, dass trotz nutzungsbedingter Anpassung der architektonische Ausdruck bewahrt wird. „Das setzt zunächst eine intensive Auseinandersetzung mit der Identität und dem Charakter des Bauwerks voraus“, erklärt Architekt Christian Heuchel sein erstes Vorgehen bei dem prägnanten Rundbau. Mit circa 18.000 Quadratmetern stellte dieser einst das Verwaltungsgebäude des Versicherungskonzerns dar, das durch O&O Baukunst zum Vier-Sterne-Hotel „The Circle“ umgebaut wurde. Die Qualitäten eines Gebäudes zu identifizieren und in neue, dauerhafte Formen zu übertragen, ist für das Büro eine der wichtigsten Aufgaben, denn ein verantwortungsvoller Umgang mit Vorhandenem ist auch im Sinne des Nachhaltigkeitsgedankens aktuell. „Das Instandsetzen, Verdichten und Weiterbauen von vorgefundenen Situationen sehen wir als zentrale Aufgabe der zeitgenössischen Architektur – ein Thema, das in ganz Europa immer wichtiger wird“, so Heuchel. Daher stand bei dem Hotel, das durch die 25hours-Kette betrieben wird, auch die Bewahrung des einzigartigen Ambientes im Vordergrund. „Jeder neue Bau muss heute mit dem Alten dealen. Diese Aneignung wird gerne als konservativ, bürgerlich oder rückschrittlich bezeichnet − ein Stigma, dem man sich als ‚kreativer’ Architekt gerne entzieht. Jeder Architekt sollte offensiv die Chance nutzen, in vergangene Zeitschichten hineinzuschlüpfen, die damaligen Fragen und Lösungen aufzuwärmen und sie am Ende selbstlos weiterzubauen“, beschreibt Heuchel seine Intention bei „The Circle“.

 

Reminiszenzen an die Formensprache der 50er-/60er-Jahre

Erneuern und in der jeweiligen Atmosphäre weiterbauen – um diesem Anspruch gerecht zu werden, wurde zunächst die historische Steinfassade mit ihrer starken Reliefierung denkmalgerecht wiederhergestellt und auch die vorhandenen Wasserbecken und Wasserspeier wurden aktiviert. Auf die Geometrie des Rundbaus bezogen, verteilen sich die Zimmer vom denkmalgeschützten Foyer aus in einen „Innercircle“- und „Outercircle“-Bereich. Als besonderer Abschluss wurde dem Gebäude ein zusätzliches, zurückversetztes Staffelgeschoss aus goldeloxiertem Stahl aufgesetzt – eine Reminiszenz an die Formensprache der 50er-/60er-Jahre. Für O&O Baukunst hat immer auch der ortsbezogene Ansatz Relevanz. Sei es als Bezug zum architektonischen Kontext oder zur Szenerie der umgebenden Stadt. Dieser findet sich mit einem einzigartigen Blick über die Dächer der Stadt bis zum Kölner Dom im frei zugänglichen Restaurant mit Bar und Terrasse wieder. „Uns war es wichtig, den Geist und die Geschichte des Hauses sensibel in die Gegenwart zu überführen“, resümiert Heuchel. „So haben wir für das Hotel ein hochwertiges, einzigartiges Ambiente geschaffen, das die lokale Identität widerspiegelt, aber auch internationales Flair vermittelt – ein perfekter Ort für den urbanen, kosmopolitischen Reisenden.“

(Text von Ortner&Ortner Baukunst​ Köln)

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